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Bindung

Unser Handeln wird also durch (Ver)-Bindungen bestimmt. Wenn wir uns an die Regeln unseres Bezugssystemsn (Sippe, Familie, Freundeskreis) halten, fühlen wir uns zugehörig und beschützt, wenn nicht, dann ausgegrenzt und nicht dazugehörig. Jede Änderung innerhalb dieses Systems hat dabei Auswirkungen auf die anderen Teile des Systems, so entsteht ein Zusammenhang, man ist eingebunden, gebunden.

Ein neugeborenes Kind erlebt diese Bindung als Liebe, unabhängig davon, wie es sich in der Gruppe entfaltet oder verkümmert. Diese Liebe (Zugehörigkeit) ist die Urliebe oder primäre Liebe. Und in vielen Fällen geht es um Bindung oder Nicht-Bindung, Zugehörigkeit oder Verlust der Zugehörigkeit.

Familienaufstellungen sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, seelische Vorgänge und familiäre Bindungsprozesse darzustellen und über freie Bewegungen der Repräsentanten, ihre gezielte Umstellung, kurze Informationsfragen, das Hereinnehmen ausgeklammerter Personen und lösende kurze Dialoge hilfreiche Prozesse in einem Klienten hervorzurufen.

Bindung wird durch Familienaufstellung schnell sichtbar

In der Familienaufstellung geht man davon aus, dass es vor allem diese Bindungen sind, die einen Menschen für sein Leben prägen, d.h. ob er selbstsicher oder ängstlich, verwegen oder vorsichtig agiert. Ob er sich leicht mit anderen Menschen anfreundet oder eher vorsichtig in der Aufnahme von Beziehungen und Bindungen ist. Aufgrund der frühen Bindungserfahrungen eines jeden Menschen ist eines seiner Grundbedürfnisse, das nach Bindung.

Diese Bindung bezieht sich dabei nicht nur auf die nahen Verwandten – meistens Vater und Mutter – sondern kann sich auch unbewusst über mehrere Generationen erstrecken. Nach meiner Erfahrung gibt es zum Beispiel sehr starke Bindungen zu Ausgeklammerten aus der Sippe bzw. auch zu all jenen Personen, die im Sinne von Verlust und Gewinn und existentieller Verbundenheit dazugehören. Das sind die früheren

Partner der Eltern und Großeltern, soweit sie für die Späteren Platz gemacht haben. Dazu gehören zum Beispiel Adoptiveltern, aber unter Umständen auch der Kriegskamerad, der in Stalingrad verbleiben und sterben musste, während der Vater noch ausgeflogen werden konnte. Ausgeklammert werden häufig auch früh verstorbene Geschwister, vor allem Tot- und Fehlgeburten. Systemisch relevant zeigen sie sich ungefähr ab dem fünften Monat. Sie werden manchmal den lebenden Kindern gegenüber überhaupt nicht erwähnt oder auf eine Weise, dass mitschwingt „Rühre nicht daran!“, sei es aus Schmerz oder Scham oder einem Schuldgefühl heraus.

Bindung und Zugehörigkeit

Die Bindung entsteht durch Zugehörigkeit zu einem System. Sie ist da, lässt sich nicht verleugnen und wirkt auch bei einer Trennung. Die Grundbindung existiert dabei immer zur Herkunftsfamilie, erst später kommt die Bindung zur Gegenwartsfamilie dazu. Alle, die zu einem System gehören, haben das gleiche Recht auf Zugehörigkeit, ein Ausschluss wird nicht geduldet, auch keine Unterscheidung zwischen Gut und Böse.

Das Recht auf Zugehörigkeit wird z.B. dann erheblich gestört, wenn jemand innerhalb eines Systems jemand anderen umgebracht hat oder will, wenn er schwere Verbrechen an anderen begangen hat.

Wird in einem Familiensystem ein Mensch ausgeklammert, ihm die ebenbürtige Zugehörigkeit verweigert oder sein Schicksal, zum Beispiel der Selbstmord verheimlicht, kommt es sehr oft vor dass ein Spätergeborener mit seinem Schicksal und Verhalten den Ausgeklammerten im System repräsentiert und vertritt.

Die Bindungskräfte in der Seele wirken ausdauernd auf die Vollständigkeit von Familien und auf die Gemeinschaft der Lebenden mit ihren Ahnen hin. So werden Spätere in den Dienst genommen, mit ihrem Leben und damit am falschen Platz und unter Mehrung des Unglücks das auszugleichen, zu vervollständigen und zu beenden, was in den Familiensystemen unlösbar geblieben ist.

Wie Bindung entsteht, zeigt auch sehr eindrücklich die Neurobiologie mit ihren Forschungen der Neuzeit an. Die Sicherheit der Bindung des Kindes zur Mutter hat einen entscheidenden Einfluss auf kindliche Stressgene. Kleinkinder mit einer beeinträchtigten Bindung zur Mutter hatten – im Vergleich zu Kindern mit sicherer Bindung – in Stresssituationen deutlich erhöhte Konzentration des Stresshormons Cortisol. Die Bindungsebene ist nach meiner Überzeugung eine sehr wesentliche Dimension, wenn es darum geht, die Ursachen psychischer Krankheitssymptome zu verstehen und effektive Therapien zu entwickeln.

Gruppengewissen

Eine Haupthypothese bei Aufstellungen ist die, dass es ein Gruppengewissen gibt, in das die Eltern, Großeltern, Geschwister der Eltern und solche, die Platz gemacht haben, z.B. frühere Ehepartner oder Verlobte, hineinwirken. Wenn einem von diesen Genannten ein Unrecht geschah, gibt es in dieser Gruppe ein Bedürfnis nach Ausgleich.

Das Gruppengewissen ist dabei ein Ordnungs- und Gleichgewichtssinn für alle Mitglieder des Systems vorstellen, das jedes Unrecht ahndet und ausgleicht, selbst dann, wenn diese Mitglieder nichts davon wissen und unschuldig sind. Dieses Gewissen gibt allen das gleiche Recht auf Zugehörigkeit, und es nimmt wahr, wenn jemand ausgeschlossen wurde.

Das Gruppengewissen kennt keine Gerechtigkeit für die Späteren, sondern nur für die Vorfahren. Wer einmal zu diesem System, in das er meist hineingeboren oder –geheiratet hat gehört, der hat das gleiche Recht auf Zugehörigkeit, wie alle anderen auch. Dieses kollektive Gewissen hält das System zusammen und achtet darauf, dass kein Mitglied verloren geht oder vergessen wird. Jeder Ausschluss führt dazu, dass innerhalb des Systems ein Ersatz für das ausgeschlossene Mitglied auftaucht, d.h. es wird durch einen anderen vertreten.

Formen der seelischen Bindung

Eine Bindung zwischen Menschen ent- und besteht, wenn die Beteiligten durch intensive Gefühle wie Angst, Liebe, Wut, Schuld oder Scham aufeinander reagieren, Gefühlszustände auszutauschen und sich in Abhängigkeit voneinander verhalten. Die seelische Bindung wirkt jenseits des Willens – niemand kann durch bloße Willensakte Bindung bewirken oder gar erzwingen. Die Seele wirkt unbewusst, weil das Entstehen von Bindungen ein Vorgang ist, der jenseits von Wille und Verstand geschieht. Daher können in unserer Seele Bindungen wirken, von denen wir bewusst keine Ahnung und Vorstellung haben.

Bindung kann auch einseitig ent- und bestehen. In den meisten Fällen stecken dahinter unbewusste Übertragungsvorgänge, z.B. wenn ein Mann sich einseitig in eine Frau verliebt, weil seine Seele nach der früh verstorbenen Schwester seines Vaters sucht und nun meint, diese endlich entdeckt zu haben.

Bindungsgefühle

Gefühle sind eine Reaktion der menschlichen Psyche auf Wahrnehmungen und Erfahrungen. Im Gefühl findet eine subjektive Bewertung von Erlebnissen und Situationen statt. Gefühle entstehen in konkreten Situationen. Sie lösen sich aber mit dem Wechsel von Situationen nicht unmittelbar auf und überdauern oft für eine längere Zeit ihren Auslöser und konkreten Bezug. Daher beeinflussen die Gefühle aus vergangenen Situationen häufig das emotionale Erleben der unmittelbaren Gegenwart. Das heißt, dass meistens die Situation an sich weder gut noch schlecht war oder ist, die “Wucht des Erlebens” kommt mit dem damit verknüpften Gefühl.

  • Sicherheit und Liebe: Wer der Liebe den Rücken zukehrt, macht dies oft aus enttäuschter Liebe. Enttäuschungen führen aber zu keinem Erlöschen des Verlangens. Oft verwandelt sich die Enttäuschung, nicht geliebt zu werden, in das Bedürfnis nach Anerkennung. Nach dem Motto “Wenn ich mehr leiste, werde ich auch mehr anerkannt (geliebt)” profitieren sehr viele Wirtschaftsunternehmen von den Defiziten ihrer Mitarbeiter.
  • Unsicherheit und Angst: Sehr große Ängste erlebt ein Mensch dann, wenn er fürchtet, verlassen und alleine gelassen zu werden. Eine weitere Form der Angst, die einer Auflösung von Bindung entgegensteht, ist die Angst vor dem Verlust der Zugehörigkeit zur eigenen Gruppe. Wo Menschen sich gegenseitig Angst machen, und Angst das beherrschende Grundgefühl des Zusammenlebens wird, ersticken die Regeln, die vermeintlich Sicherheit schaffen, alles Lebendige. Chronische Angst dient meist der Abwehr von unerträglichem seelischem Schmerz. Sie ist der Preis dafür, von diesem Schmerz nicht überschwemmt zu werden.
  • Schuld und Unschuld: Schuldgefühl entsteht spezifisch in Situationen, in denen wir (in der Tat oder in der Phantasie) diejenigen angreifen, betrügen, manipulieren, erniedrigen oder beneiden, die wir zu lieben meinen oder wünschen.
    Stolz und Scham: Wir möchten, dass andere bewundernd anerkennen, was wir Gutes für die Gruppe leisten, die auch unser Leben sichert. Wir streben danach, dass andere auf * uns und unsere Leistungen stolz sind. Schuld, Scham und Stolz regulieren das oft spannungsreiche Verhältnis zwischen persönlichen Bedürfnissen und Gruppeninteressen und stellen die Balance zwischen Egoismus und Altruismus her.
  • Wut und Hass: Ein Wutgefühl stellt sich besonders dann ein, wenn der Fortbestand einer Bindung bedroht ist. Die Wut ist ein Gefühl, das entsteht, wenn sich jemand gegen die Auflösung einer Bindung wehrt und dagegen protestiert. Wer auf einen anderen Menschen wütend ist, steht in einer engen Bindung zu ihm. Das Gefühl der Wut zeigt das Interesse an einem anderen Menschen. Daher provozieren viele Kinder bei ihren Eltern Wutgefühle, um zu testen, ob die Eltern noch Interesse an ihnen haben.
  • Hassliebe: Der Hass entsteht hier aus enttäuschter Liebe.
  • Trauer und Schmerz: Der Verlust eines Menschen und der Beziehung, die zu ihm bestand, durchdringt den ganzen Körper, macht ihn inaktiv, vernebelt die Sinne und betäubt das Denken.

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