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Familienaufstellung

Familienaufstellung

Familienaufstellung oder “Familienstellen” nach Hellinger ist die, u.a. wegen ihrer Umstrittenheit bekannteste Abwandlung der Methode der Bildung einer Familienskulptur nach Virginia Satir, wie sie seit langem in der Familientherapie oder heute sog. Systemischen Therapie bekannt ist. Seine auf verschiedenen Ansätzen basierende Familienaufstellung wurde von Bert Hellinger auf Stil und Form seiner Arbeit in Selbsterfahrungsgruppen hin entwickelt und fand in der dazu gehörenden, vorwiegend esoterisch ausgerichteten “Szene” einigen Schätzungen nach weit mehr als ein- bis zweittausend Nachahmer als “Familienaufsteller” mit und – wohl vorwiegend – ohne jegliche und vor allem fachliche anerkannte Ausbildung.

Ablauf

Der Aufstellende wählt unter den Gruppenmitgliedern Stellvertreter für Vater, Mutter, Geschwister und eventuell weitere Familienmitglieder. Diese versucht er nun, jeweils intuitiv – passend – im Raum zu platzieren. Aufgrund der sich daraufhin entwickelnden psychischen Dynamik sollen die so gestellten Stellvertreter sich nach einer Zeit der Sammlung in der Regel so fühlen wie die von ihnen repräsentierten Personen. Die aufgestellten Familienmitglieder – daher die Begriffe “Familienaufstellung” und “Familienstellung” – können nun, so die leitende Vorstellung , durch die sie jeweils repräsentierenden Mitglieder der therapeutischen Gruppe ihre eigenen Empfindungen und Gefühle “ausdrücken”, die damit für die (tatsächlich physisch) Anwesenden wahrnehmbar werden.

Nach Ansicht der Schulen der therapeutischen “Aufstellung” sollen die “gestellten Personen” die Gefühle und Verhaltensweisen der “echten” Familienmitglieder “übernehmen” können. Die Angehörigen des Klienten würden also im strukturierten Raum der Wahrnehmungen gleichsam “psychisch” Anwesende.

“Krankmachende Verstrickungen” mit den Vorfahren und Verwandten und “heilsame Lösungen für die Seelen” der Nachkommen sollen ans Licht kommen, und mit Begleitung des Therapeuten sollen solche Einsichten für die Klienten erleichternde und lösende neue Haltungen und Positionen im weiteren Leben ermöglichen.

Manche Aufsteller gehen davon aus, dass der Proband die Lösung seiner Konflikte und Probleme bereits kennt und sie durch die Aufstellung aus dem Unbewussten oder einem verdrängten Zustand an die Oberfläche des Bewusstseins bringen kann.

Neben der Familienaufstellung in einer Gruppe von etwa 20 Menschen gibt es auch die Möglichkeit, nur mit einem Therapeuten und Symbolen für die einzelnen Familienmitglieder ein soziales Gefüge aufzustellen.

Schließlich gibt es eine weitere Form, in der der Aufsteller nur eine Person für sich selber aufstellt und dann Mitglieder der therapeutischen Gruppe interaktiv auf diese Situation reagieren und sich zu der aufgestellten Person an “passenden” Plätzen im Raum hinzustellen.

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Lösungsorientierte Familienaufstellungen in Schondorf bei München

Kritik

Vor allem durch Bert Hellinger ist die Methode der Familienaufstellung in die Kritik geraten. Ihm wird reaktionäres und “patriarchalisches” Denken mit sehr rigiden Normvorstellungen und ein diesen Einstellungen entsprechendes sehr unsensibles und dirigistisches Handeln im Umgang mit Patienten vorgeworfen, zudem “Massenveranstaltungen”, auf denen Hilfesuchende vor vielen ihnen fremden Menschen quasi im “Schnellverfahren” “behandelt” und anschließend ihrem weiteren Schicksal überlassen würden.

Bis jetzt ist nicht bekannt, wie die Effekte der “repräsentierenden Wahrnehmung” zustande kommen, die bei der Familienaufstellung von manchen Teilnehmern laut eigener Aussage beobachtet bzw. wahrgenommen werden. Anerkannte wissenschaftliche Erklärungen fehlen. Kritiker sind der Ansicht, es handele sich um “gefährlichen Hokuspokus”. Das Morphogenetische Feld als theoretisches Erklärungsmodell wurde auf Fachkongressen erörtert, ist aber selbst kein wissenschaftlich anerkanntes Konzept.

Kritiker fordern eine wissenschaftliche Überprüfung dieser Kurzzeittherapie. Es komme bei den Beteiligten oft zu heftigen seelischen Erschütterungen, tiefer Verunsicherung bis hin zu Suizidgedanken (die nach Medienberichten in einem Fall im Anschluss an eine Großveranstaltung auch in die Tat umgesetzt worden sei). Sie bemängeln weiterhin, dass häufig eine klare Diagnostik oder Interventionslehre fehlen würden, die doch Kennzeichen herkömmlicher Therapie seien. Absolventen berichten andererseits, dass sie sich manches heilsam bewusst machten und wiederholen.

Das Buch “Familienstellen – Therapie oder Okkultismus?” von Werner Haas will die Effekte von Familienaufstellungen als Zusammenwirken wohlbekannter psychologischer Mechanismen erklären. Die Fähigkeit der stellvertretenden Rollenspieler, die seelische Wirklichkeit des zur Debatte stehenden (Familien-)Systems wahrheitsgetreu abzubilden, sei diesen nur “angedichtet” und beruhe einerseits auf trivialen menschlichen Fähigkeiten (z.B. Einfühlungsvermögen), andererseits auf Suggestion, Illusion, Manipulation und mangelnder Internalisierung psychologischen Wissens zugunsten “vulgärpsychologischer Konstrukte”. Kritisiert wird auch die mangelhafte Ausbildung zahlreicher Anbieter, von denen viele aus dem Esoterik-Bereich kommen.

Seriöse Aufsteller betonen die Wichtigkeit, sich mit Bedacht einen Familienaufsteller zu suchen. Professionelle Anbieter des Familienstellens bieten Nachsorge an und weisen nachdrücklich darauf hin, dass man sich an sie oder an einen Psychotherapeuten wenden solle, falls die Familienaufstellung Auswirkungen haben sollte, die als problematisch erlebt werden. Bestehen schon vorweg psychische Probleme, ist es sinnvoll und anzuraten, Familienstellen nur eingebettet in eine professionell ausgeübte Psychotherapie mit langfristig möglicher Betreuung durchzuführen.

Ursprünge und ähnliche Verfahren

Die historischen “Vorläufer” ähnlicher Aufstellungsformen sind:

  • Das “Psychodrama” des österreichischen Arztes Jakob Levy Moreno (1889-1974). Er wählte “Stellvertreter” für die betreffenden Personen, die an einem in der therapeutischen Arbeit zu betrachtenden Konflikt beteiligt waren.
  • Die “Familienskulptur”, auch “Familienrekonstruktion”, entwickelt von Virginia Satir (1916-1988) (Palo-Alto-Gruppe). Dieses Verfahren betonte die Bedeutung der räumlichen Anordnung bei der Prozessarbeit bzw. um die Bedeutung der Position von Familienmitgliedern kenntlich zu machen und führte das Auswählen von “Stellvertretern” unter dem Begriff “Familienskulptur” im Jahr 1969 in die Fachwelt ein. Diese Technik ermöglicht den Klienten, Familienbeziehungen nonverbal darzustellen und zu erkennen. Widersprüche oder Abweichungen zwischen dem, was körperlich gezeigt und dem, was gesagt wird, können reflektiert werden. Da hinderliche Pflichtgefühle vergessen werden, kann so ein recht wirklichkeitsgetreues Abbild der Gefühlsbeziehungen innerhalb der Familie entstehen. Anhand der dargestellten Konstellation kann sich der Therapeut ein Bild von dem sozialen Gefüge machen, in dem der Klient lebt und von dem er beeinflusst wird. Gleichzeitig ist es dem Klienten möglich, innerhalb dieses nun auch in äußerlich sichtbarer Weise dargestellten Beziehungsgeflechtes gleich eine Reaktion auf sein Verhalten zu erfahren, die anschließend auf der verbalen und emotionalen Ebene befragt werden kann.
  • Die systemisch-phänomenologische Aufstellungsarbeit hat in den letzten 20 Jahren aus diesen verschiedensten Richtungen Impulse bezogen. Auch die Erweiterung zum “Aufstellen” von Organisationen durch Gunthard Weber und Klaus Grochowiak und weitere Abwandlungen wie Teamaufstellung und Systemaufstellung stellen weitere Entwicklungen dar.

Literatur

Die entsprechende Sammlung zur Literatur zur Familienaufstellung wird durch mich ständig erweitert. Wenn Sie Anregungen, Tipps und Empfehlungen dazu haben, freue ich mich sehr darüber.

Verbände

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Familienaufstellung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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