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Trauma-Aufstellung

Schocktraumen und Bindungstraumen lassen sich auch in der Aufstellungsarbeit gut bearbeiten, Dynamiken aufzeigen und neue Wege finden.

Trauma ist heutzutage zu einem Schlagwort geworden, das man auf viele Symptome gerne anwendet. Zurecht. Zurecht dann, wenn ich den Begriff Trauma etwas gerade rücke. Denn bisher haben wir Trauma für die großen und schweren Ereignisse in unserem Leben benutzt. Unfälle, Naturkatastrophen und gewaltige Eruptionen in unserem Leben. Ja, auch dafür steht Trauma. Aber sind es nicht eher die kleinen, alltäglichen Lieblosigkeiten, Vernachlässigungen, Sticheleien, die uns nachhaltiger prägen. Das Schweigen während der Mahlzeiten. Die hochgezogene Augenbraue als Erziehungsmethode? Die Trennung der Eltern und der vorangegangene jahrelange Streit?

Generell sollten wir Schock- von Bindungstraumen unterscheiden. Schocktraumen sind die Unfälle und Katastrophen aller Art. Bei denen von einer Sekunde zu anderen nichts mehr so ist wie früher. Die kommen vor. Mit dem großen Vorteil – nein, das ist nicht zynisch gemeint – dass das Leben danach meist weiter geht. Anders bei den Bindungstraumen. Hier werden uns seelische und körperliche Verletzungen über einen langen Zeitraum zugefügt. Oft durch nahe Angehörige, was die Sache und Intensität noch schlimmer macht. Das Leiden erscheint einem subjektiv endlos.

Trauma und Aufstellungsarbeit

Und oft bemerken wir gerade bei Bindungstraumen die Traumatisierung gar nicht so richtig. Wir passen uns als Kinder und Jugendliche an. Prägen Verhaltensweisen und Überlebensmechanismen aus. Die uns dann auch meistens gut ins erwachsene Alter bringen. Und dennoch hinterlassen sie Spuren auf unserer Seele. Die wir ab und an bemerken. Oder in Partnerschaften vom anderen darauf aufmerksam gemacht werden. Oder wir stoßen immer wieder an eine gläserne Decke: Im Job geht es nicht weiter, die Beziehung hält nur ein paar Monate. Die Muster wiederholen sich.

Ja, die sich wiederholenden Muster sind vielleicht ein gutes Erkennungsmerkmal dafür, dass irgend etwas nicht stimmt. Dass ich vielleicht ein Verhalten an den Tag lege, das an Wirksamkeit verloren hat. Und das ich mir kognitiv auch nicht richtig erklären kann. Genau dann – so meine Erfahrung – können das Auswirkungen von einem Bindungstrauma sein. Vor allem dann, wenn das Trauma zu einem frühen Zeitpunkt in unserem Leben angestoßen wurde, in dem unser Gehirn das vielleicht noch gar nicht so richtig verarbeiten konnte – der Schock sitzt dann sprichwörtlich in den Knochen und in unserem Nervensystem.

Ja, ich leite seit vielen Jahren Aufstellungen. Mehrmals im Jahr. Das ist für mich und meine Kunden eine sehr wohltuende Arbeit. Ich habe diese Arbeit bei vielen KollegInnen gelernt, die klassische Methode, die eher experimentelleren Aufstellungen – ich war und bin da sehr neugierig. Aber richtige Quantensprünge in der Aufstellungsarbeit gab es dann, als ich mich mehr mit dem Begriff Trauma und seinen Auswirkungen beschäftigt habe. Und dann folgerichtig auch meine Weiterbildungen darauf ausgerichtet habe – Somatic Experiencing (Schocktrauma), NARM (Bindungstrauma), ISP (Bindungstrauma), bodynamics (Schock- und Bindungstraumen) waren die Stationen, die meine Arbeit nachhaltig positiv verändert haben.

Nicht nur mit den Interventionen, die im täglichen Leben helfen können. Sondern auch mit den Erklärungsansätzen, die manchmal sprichwörtlich Licht ins Dunkel bringen. Und so fließen über die Jahre immer mehr Elemente aus der Traumatherapie in meine Aufstellungsarbeit mit ein und vermischen zwei Welten, die bisher eher getrennt waren, zu einem guten Ganzen.