Die eigenen Eltern prägen einen Menschen am intensivsten und können auch die tiefsten Verletzungen verursachen. Die neuen Ergebnisse der Neurobiologie zeigen uns, dass die starke Bindung schon während er Schwangerschaft zwischen Mutter und Kind beginnt und später dann die Bindung an den Vater dazukommt. Das Kind nimmt hier schon im Mutterbauch die Stimmungen, Gefühle, Stimmen, Nahrung der Mutter wahr und in sich auf. Das Kind kennt zu dieser Zeit seine “Ich-Grenze” noch nicht und verwechselt das, was seine Mutter bewegt, mit seinem eigenen Empfinden, es lebt in einer Gefühlssymbiose mit seiner Mutter. Ebenso werden in den ersten 3-4 Lebensjahren die Gefühle der Unsicherheit, des eigenen Selbstwertes und des Vertrauens gelegt bzw, dem Kind mitgegeben.
Eltern – Oft Ursachen für Bindungsstörungen
Diese enge Bindung kann – wenn negativ – zu einer Bindungsstörung führen, zum Beispiel dann, wenn die Eltern dem Kind emotional nicht zugewandt sein können, weil sie selbst diese Zuwendung nie erlebt haben oder selbst mit ihren Traumatisierungen aus ihrer persönlichen Vergangenheit zu kämpfen haben. Bei solchen emotional nicht erreichbaren Elternteilen, suchen Kinder oft die Nähe dadurch, dass sie versuchen, sich in diese Elternteile hineinzudenken und hineinzufühlen. Sie richten ihre gesamte Wahrnehmung auf diese Gegenüber und lassen so ihre Eigen-Wahrnehmung verkümmern. Das ganze Leben ist auf das Außen gerichtet, manchmal auch mit dem “magischen Denken”, dass man – wenn man sich nur stark anstrengt und gewisse Dinge tut – die Stimmungen der anderen im Griff hat und steuern kann.
Für die eigene Entwicklung kann diese unsichere und instabile Bindung katastrophale Auswirkungen haben, weil die Sehnsucht nach Stabilität und Sicherheit gerade von den Menschen nicht befriedigt werden kann, von denen das Kind sie sich am meisten erwartet.
Rangfolge
Innerhalb der Familie gibt es eine Rangfolge von oben nach unten. Das heisst, wer früher da war hat einen Vorrang. Die Eltern vor den Kindern und der Erstgeborene vor dem zweitgeborenen. Dies gilt auch für den Bezug auf “Geben und Nehmen”. Die Eltern geben und die Kinder nehmen. Wenn die Eltern selbst bedürftig sind, haben sie ihre Eltern und ihren Partner zur Befriedigung dieser Bedürfnisse. Wenn bedürftige Eltern versuchen, ihre Bedürfnisse bei den Kindern zu stillen, stellen sie die Ordnung auf dem Kopf und sorgen für Verwirrung. So etwas nennt man dann Parentifizierung. Die Kinder werden künstlich überhöht und es wird so ihrer Entwicklung geschadet.
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Geben – Nehmen – Anerkennen
Der Ältere gibt dem Jüngeren. Nach der Arbeitshypothese des Familienstellens ist ein Mensch dann mit sich im Reinen, wenn er mit seinen Eltern im Reinen ist. Dies geschieht als Anerkennung dessen, was ist. Im einfachsten Fall zum Beispiel mit dem Satz “Du bist mein Vater, Du bist meine Mutter”. Ein Kind kann dadurch seinen Vater als Vater anerkennen, ohne dass es für dessen Handlungen verantwortlich ist und deren Folgen tragen muss oder den Vater wegen dessen Handlungen ablehnen muss: “Ich achte und anerkenne Dich als meinen Vater”. Und ich verstehe dies als eines der größten Mißverständnisse, die dem Familienaufstellen entgegengebracht werden – Es geht hier nicht darum, etwas gut zu heissen, etwas zu verleugnen oder zu beschönigen, was mit den Eltern zu tun hat. Es geht um die Anerkennung der Eltern als seine Eltern: Du bist mein Vater, Du bist meine Mutter. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Und selbst wenn die Eltern abgelehnt werden, besteht eine Verbundenheit, jeder besteht zu 50% aus seinem vater und zu 50% aus seiner Mutter. Wenn die Anerkennung fehlt, kann es passieren, dass man seine Eltern heimlich nachahmt und sich Dinge wiederholen, die man auch von seinen Eltern so kennt. Wenn einer der Eltern ausgeklammert wird, fehlt einem selbst dieser Teil bzw. wird verleugnet. Das gilt auch, wenn Kinder sich darüber beklagen, dass sie von ihren Eltern zu wenig bekommen haben und noch Anrecht auf mehr haben. Die Eltern schulden den Kindern nichts. Und wenn diese Klagen aufrecht erhalten werden, dann kann das Kind von den Eltern weder nehmen, noch kann es sich von ihnen trennen.
Wie bin ich mit meinen Eltern im Reinen?
- Tue ich heute noch genau das, was sie wollen und wollten
- Tue ich heute genau das Gegenteil von dem, was sie wollen oder wollten
- Habe ich den Kontakt abgebrochen
- Erwarte ich heute noch oder tue ich aktiv etwas dafür, dass sich meine Eltern ändern
Sollten Sie eine der Fragen mit “Ja” beantworten, dann sind Sie noch mehr an Ihre Familie gebunden, als es Ihrer Entwicklung gut tut.