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Alice Miller

Alice Miller (* 12. Januar 1923 in Polen) ist Kindheitsforscherin, Autorin und Malerin. Sie wurde durch ihre kritischen Thesen zur Eltern-Kind-Beziehung bekannt, die sie in einer Reihe von allgemeinverständlichen Werken darstellt. Die Grundlegung ihrer Theorie, welche sie den Arbeiten von Donald W. Winnicott, Margaret Mahler und Heinz Kohut nahe stehend sieht, findet sich in ihrem ersten Werk Das Drama des begabten Kindes (1979, Neufassung 1996).

Werdegang

Alice Miller ist polnischer Herkunft, lebt seit 1946 in der Schweiz und hat zwei erwachsene Kinder. Sie studierte in Basel Philosophie, Psychologie und Soziologie und promovierte dort 1953 mit einer Arbeit über Heinrich Rickert. Ihre Ausbildung zur Psychoanalytikerin incl. Lehranalyse absolvierte sie in Zürich. Ihre zweite Lehranalytikerin hieß Gertrud Boller-Schwing. Von ihr stammt das Buch “Ein Weg zur Seele des Geisteskranken”.

Anfang der 1960er-Jahre wurde Miller Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse. Sie gehörte dem Unterrichtsausschuss an und setzte sich 1976 für die Auflösung des selbstverwalteten Psychoanalytischen Seminars Zürich ein.

Nach 20jähriger Tätigkeit als Psychoanalytikerin und als Lehranalytikerin gab sie 1980 ihre Praxis und ihre Lehrtätigkeit auf und begann mit ihrer publizistischen Arbeit. 1988 trat sie aus der Schweizerischen und Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung aus, um sich von der Psychoanalyse zu distanzieren, die ihrer Ansicht nach den Zugang zu in der Kindheit erlebten Traumata verhindert. In ihrem Buch “Abbruch der Schweigemauer” (1990, S. 54) schreibt sie, dass sie bis 1988 noch Falldarstellungen zugeschickt bekam, “die die Ausbildungskandidaten dem Untersuchungsausschuss vorgelegt hatten, um Mitglieder der Psychoanalytischen Gesellschaft zu werden”.

1986 wurde Alice Miller von der Anti-Defamation League der Janusz-Korczak-Preis verliehen.

Seit einigen Jahren beantwortet Alice Miller auf ihren Webseiten Briefe von Leserinnen und Lesern, die sich auf die Themen ihrer Bücher oder Artikel beziehen.

Forschung

Millers Auffassung zufolge sind jahrelange, oft unbewusst erlebte Auswirkungen elterlicher psychischer Einflüsse auf das Kind und die für die beteiligten Personen unsichtbaren Wirkmechanismen die Ursache so genannten kindlichen Fehlverhaltens und psychosomatischer wie psychischer Krankheiten auch im Erwachsenenalter. Werden diese nicht aufgearbeitet, so argumentiert Miller, werden sie unreflektiert an die Umwelt weitergegeben – z.B. als Eltern an die eigenen Kinder oder als Politiker an das Volk – oder beispielsweise durch Drogenkonsum oder Kriminalität kompensiert.

Miller ist der Ansicht, dass auch in spektakulären Fällen von Kindesmisshandlung (Trauma) oder Kindesmord immer anhand der Kindheitsgeschichte der Täterin nachgewiesen werden kann, dass die Ursache der Tat in den eigenen Erlebnissen als Kind zu suchen ist. Gerichtlich bestellte Gutachter im Strafverfahren stellen diesen Zusammenhang in der Regel jedoch nicht her, trotz bekannter Fakten. Stattdessen behaupten Gutachter und Presse, die grausame Tat sei unerklärlich.

Alice Miller wendet sich gegen Schwarze Pädagogik, worunter sie eine Erziehung versteht, die darauf abzielt, den Willen des Kindes mit Manipulation, Machtausübung und Erpressung zu brechen. Der von ihr geprägte Begriff “wissender Zeuge” bezeichnet eine Person, die von dem Leiden des Kindes mehr wisse als andere, wie z.B. ein Anwalt oder Psychologe. Der Begriff “helfender Zeuge” meint eine Person, die das Kind aktiv unterstützt, wie z.B. ein Lehrer, Nachbarn oder Geschwister.

Alice Miller – Werk

Das Drama des begabten Kindes (1979/1996)

  • Kinder haben nach Miller ein natürliches »narzisstisches« Bedürfnis (nach Aufmerksamkeit, Zuwendung). Es ist der ureigene Wunsch des Kindes, als das Zentrum der eigenen Aktivität gesehen, beachtet und ernst genommen zu werden.
  • Die Erfüllung dieses Bedürfnisses ist zur Bildung eines gesunden Selbstgefühls und Selbstbewusstseins unerlässlich. Im Idealfall wirkt dabei die Mutter als Spiegel der eigenen Gefühle, die auch dann ohne Verlustangst ausgelebt werden können, wenn es sich um negative Affekte handelt (Ängste, Zorn, Trauer etc.), so dass das Kleinkind ein gesundes Selbstempfinden entwickelt. Erst die Möglichkeit die eigenen Bedürfnisse und Gefühle auszuleben, fördert im späteren Leben ein echtes soziales Verhalten.
  • Das Kind spürt die bewussten oder unbewussten Wünsche der Eltern und passt sich ihnen an, um sich die zum Überleben notwendige Aufmerksamkeit der Eltern zu sichern. Dabei muss es die eigenen Bedürfnisse verleugnen, die durch den Drang nach Anpassung zwecks Sicherung des Objekts (der Mutter) überdeckt werden. Die äußerlichen Anforderungen (z.B. Leistung, Aussehen) werden als Introjekte verinnerlicht und abgespalten. Diese Abspaltung lebt im Menschen unbewusst fort und bestimmt sein Verhalten (u. a. Neid) mit. Aus ihr ergibt sich der für den narzisstischen Menschen typische ambivalente Zustand: Ein Pendeln zwischen Depression einerseits und einem Grandiositätsgefühl andererseits, vergleichbar mit einem manisch-depressiven Zustand.
  • Begabte Kinder (siehe Titel) sind für diese narzisstischen Störungen eher gefährdet als “normale” Kinder, weil sie verstärkt in der Lage sind sich, ihre Umwelt und das eigene Verhalten schärfer zu analysieren. Bemerkt das Kind Unterschiede zwischen dem, was es spürt und dem, was ihm vermittelt wird, reagiert es meistens damit, dass es einen “Fehler” bei sich selber sucht und auf diese Weise “lernt”, dass die eigene Wahrnehmung nicht richtig sein kann – ein Mangel an Selbstwertgefühl (Kleinheitsgefühl) ist die Folge.
  • Nach Alice Miller sind keine äußerlichen Anforderungen an das Kind notwendig. Sie wendet sich gegen pädagogische Tendenzen (ähnlich der Hegelschen Kritik der Sollensethik). Ein Kind soll in seinem eigenen Wesen gestützt und gefördert werden. Darf sich das Kind in seiner Eigenart und Besonderheit ausleben, entwickelt es sich von selbst zu einem gesunden und sozialen Wesen.

Am Anfang war Erziehung (1980)

Miller zufolge sind die ersten Lebensjahre entscheidend und Erziehungsfehler können im schlimmsten Fall zu verheerenden Folgen wie Verbrechen führen. Ihre These führt sie anhand dreier Fallstudien, der Kindheit einer Drogensüchtigen (Christiane F.), eines politischen Führers (Adolf Hitler) und eines Kindesmörders (Jürgen Bartsch) aus.

Bücher von Alice Miller

  • Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst (1979)
  • Am Anfang war Erziehung (1980)
  • Du sollst nicht merken – Variationen über das Paradies-Thema (1981)
  • Bilder einer Kindheit (1985)
  • Der gemiedene Schlüssel (1988)
  • Das verbannte Wissen (1988)
  • Abbruch der Schweigemauer. Die Wahrheit der Fakten (1990)
  • Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst. Eine Um- und Fortschreibung (1996)
  • Wege des Lebens – Sieben Geschichten (1998)
  • Evas Erwachen – Über die Auflösung emotionaler Blindheit (2001)
  • Die Revolte des Körpers (2004)
  • Bilder meines Lebens (2006)
  • Dein gerettetes Leben. Wege zur Befreiung” (2007)

Weblinks

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Alice Miller aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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