In der Hypothese in der Familienaufstellung hat die Bulimie folgende Dynamik: Der Vater ist in den Augen der Mutter „nichts wert“ oder „nicht gut genug“, dem Kind wird bedeutet, dass nur das, was von der Mutter kommt gut ist und genommen werden darf. In Loyalität zur Mutter nimmt es das, was von ihr kommt und aus Loyalität zum Vater spuckt es das dann wieder aus. So bleibt es beiden Eltern gegenüber treu und loyal.
Hier gibt es eine Standardintervention: Immer dann, wenn der Heißhunger kommt, sollte alles, was gegessen werden möchte auf dem Tisch ausgebreitet werden. Dann wird sich vorgestellt, dass man auf dem Schoß des Vaters sitzt. Und in dieser Vorstellung weiter wird nach dem ersten Bissen zum Vater imaginär gesagt „Bei Dir schmeckt es mir, von Dir nehme ich es gerne“. Und das wird dann bei jedem Bissen wiederholt.
Eine weitere Invervention wäre, wenn gleichzeitig zur Mutter gesagt wird „Mama, bitte schau freundlich auf mich, wenn ich auch von Papa nehme“ und/oder „Ich mute Dir zu, dass ich auch von meinem Vater nehme“.
Bulimie – es gibt auch andere Ansätze
Eine andere Erklärung für Bulimie und Ess-Störungen hat mit Macht zu tun. Ein an sich machtloses Kind bedient sich des letzten mächtigen Werkzeuges, das es hat – seines Körpers. Es widersetzt sich damit den Bemühungen seiner Bezugspersonen, die meistens hilflos sind. Bulimie und Ess-Störungen sind Krankheiten, die unbedingt behandelt gehören – und zwar von Menschen, die dafür ausgebildet sind oder spezielle Kliniken, in denen neues Essverhalten eingeübt wird.
Bulimie und Ess-Störungen sind eng mit der Familiengeschichte und -interaktion verbunden. Bulimie an sich kann als Symptom einer dysfunktionalen Familie betrachtet werden. Aus diesem Ansatz heraus reicht es nicht aus, nur mit dem betroffenen Kind oder Jugendlichen zu arbeiten, sondern es muss mit der ganzen Familie gearbeitet werden, um nachhaltige Wege aus der Bulimie zu finden.