In Familienaufstellungen erlebe ich es fast immer, daß die Vertreibungen während und nach dem zweiten Weltkrieg auf die Nachfolgegerationen Einfluß haben. Meistens keinen positiven. Dabei kommt es mir nicht darauf auf, während einer Aufstellung dann das Erlebte der Eltern und Großeltern zu “heilen”, wie auch immer das gehen mag und wie auch immer das KollegInnen bewerkstelligen, sondern aus dem Erlebten dieser Generationen heraus die Verhaltensweisen zum Beispiel der Eltern erklärbar zu machen. Erklärung ist für mich einer der ersten Schritte auf dem Weg zu einer Gesundung.
Wer durch Kriegsgräuel, Tod & Verlust, Elend und Not gegangen ist, wer seine Heimat, seine Freunde und oft auch viele Familienmitglieder verloren hat, der wird es schwer haben, sich dann in Freiheit als lebensfroher und offener Mensch seiner Umwelt und vor allem seinen Kindern gegenüber zu zeigen. Vielmehr ging es in der Generation eher darum zu vergessen & zu verdrängen und Dinge aus Bewußtsein & Körper abzuspalten, um nicht in diesen Sumpf hineingezogen zu werden. Da bot sich die Arbeit an, aufbauen & Existenz sichern waren probate Mittel, um sich abzulenken.
Für die Kinder dieser Generation bedeutete dies abwesende Eltern, die nur funktionierten, kaum Herzenswärme usw. Und bezogen diese Anzeichen dann auf sich als Kind und entwickelten oft daraus dann die Glaubenssätze, daß man selbst nicht ok ist, weil dann wären die Eltern ja glücklicher. Und genau an diesen Punkten kann eine Familienaufstellung oder Einzelarbeit dann andocken, ohne weit zurückgehen zu müssen.