“Genaues Hinsehen”, so lautet der Rat von Gerd Glaeske zu den Symptomen ADS und ADHS. Dazu gab es auch vor ein, zwei Wochen einen Artikel im Stern. Lt. Gerd Glaeske werden vier von zehn Kindern umsonst ruhiggestellt, weil die Gründe woanders liegen. Karin Intveen und ich sind seit Freitagabend in einem weiteren Modul unserer Traumaausbildung. Darunter auch viele Menschen, die mit Kindern arbeiten und die diese Einschätzung noch für viel zu gering halten.
Allgemein ist die Diagnose ADS/ADHS sicherlich entlastend für die Eltern. Endlich hat das Verhalten meines Kindes einen Namen. Aber auch entlastend dahingehend, dass hier eine Krankheit ihre Finger im Spiel hat – und nicht etwa die Eltern der Grund für ein auffälliges Kind sind. Medikament eingestellt. Ruhe eingekehrt.
Eltern prägen ihre Kinder und auffällige Kinder sind meistens nur Symptome!
Weder Eltern noch Kinder haben dann persönlichen Handlungsbedarf – das Medikament macht das schon. Und die Diagnose ist sicherlich auch entlastend für die Ärzte, weil sie nun verschreiben können, die kleinen Patienten sind nicht mehr so anstrengend und als Arzt ist man dann nicht mehr verpflichtet, vielleicht “manches ernste Wort” mit den Eltern zu reden.
Entlastung allerorten – bis auf die Kinder, die leiden. Stigmatisiert sind. Gelabelt sind. Und meistens eigentlich viel mehr Halt, Zuneigung, Zuwendung, Verlässlichkeit, Nachhaltigkeit und vor allem Liebe sher nötig hätten. Ein Bericht im Stern, der mich sehr betroffen gemacht hat, zumal wir in unserer Arbeit eher mit Erwachsenen als mit Kindern zu tun haben. Das im Stern beschriebene Projekt wurde übrigens von der Sinn-Stiftung gefördert, die sich vor allem für die Kinder einsetzt.