Auch daran geht es immer wieder in den Familienaufstellungen – von den Tätern und den Opfern, z.B. des Zweiten Weltkriegs bzw. dem Umgang damit in den Familien, in denen zum Beispiel der Vater im Krieg war oder wo die Familie vertrieben wurde und fliehen musste. Und es geht oft um das Schweigen, das in diesen Familien herrschte und herrscht, die geistige Abwesenheit der Eltern, die unerklärliche Traurigkeit, die plötzlich aufflammende Aggression und und und. Und auch bei Nicht-Kriegskindern und -enkeln geht es oft um die Opferdynamik.
Nachdem in den letzten Aufstellungen wieder solche Dinge hochkamen, war es für mich Zeit, mir das bisher nicht gelesene Buch von Daan van Kampenhout “Die Tränen der Ahnen” aus dem Stapel “Noch nicht gelesen”. Er beschreibt seine Erfahrungen als Jude mit diesem Thema in den Aufstellungen, seine Sichtweise und seine Schlussfolgerungen zum Thema Täter- und Opferenergie. Und richtet doch einen Großteil seiner Arbeit auf die Versöhnung, die bisher in vielen Familien noch nicht stattgefunden hat. Aber jeder innerhalb des Systems spürt, dass da etwas ist, was ziemlich massiv den Ablauf stört.
Jeder Mensch macht das, was ihm gerade möglich ist
Lesenswertes Buch. Nachdenklich machendes Buch und für diejenigen von uns, die die 40 schon überschritten haben vielleicht ein erhellendes Buch zum Verstehen der eigenen Historie als die erste Nachkriegsgeneration. Vor allem dann, wenn die eigenen Eltern den Krieg als Kinder miterlebten oder als Erwachsene am Krieg direkt beteiligt waren.