Kleines Lehrstück heute in einem beruflichen Rollenspiel an dem ich teilnahm, in dem es darum ging, einem Mitarbeiter zu sagen, dass man mit seinen Leistungen nicht zufrieden ist und dass man auch unzufrieden ist, inwieweit er seine Zusagen einhält. Und die Schwierigkeit, das auch dann zu tun, den Mitarbeiter zu konfrontieren. Und stattdessen auszuweichen. Und das eigene Gefühl danach, es nicht getan zu haben. Und das dann übersetzt ins Privatleben – wie oft konfrontieren wir unser Gegenüber mit nicht eingehaltenen Zusagen? Wie oft merken wir die Dinge an, die uns nicht gut tun, die wir nicht mögen? Und wie oft schweigen wir einfach, weil wir unsere Ruhe haben wollen? Oder weil wir Angst vor den Konsequenzen haben? Und wie oft ärgern wir uns nachher darüber, es nicht getan zu haben? Und wie erleichternd ist es manchmal in Familienaufstellungen, genau das zu tun – benennen und Konsequenz zu zeigen.
Nein zu sagen hat oft etwas mit Bindung zu tun
Und oft sagen wir explizit nicht Nein, weil wir befürchten, dass der andere sonst aus der Ver-Bindung mit uns rausgeht. Uns nicht mehr mag und einfach verschwindet. Ein ganz altes Muster aus einer Zeit, in der wir von der Bindung zu unseren Eltern abhängig waren und oft nicht Nein sagen durften. So unsere damalige Logik. Und heute – heute wenden wir dieselbe Logik immer wieder an. Nicht hinterfragt. Und auch nicht hinterprüft, ob ein Nein zum Beispiel in einer Beziehung unweigerlich zum Abbruch führt. Und selbst wenn – als erwachsene Menschen sind wir nicht mehr in dem Maße von anderen abhängig wie als Kinder – wir überleben. So oder so. Und vielleicht geht es uns in unserer Beziehung mit einem Nein besser, als ohne? Spannende Fragen.
Systemaufstellungen haben auch die Möglichkeit, probehalber zu handeln. Also in diesem Fall auch mal ein Nein auszuprobieren. Um dann zu schauen, wie mein Gegenüber so reagiert.