Oftmals knirscht es in der Beziehung. Oft wissen Paare nicht, woran es denn aktuell liegt. Weil die Anlässe, wegen den man sich streitet und aneinander aufarbeitet, eigentlich lapidar sind. Und dennoch aktuell. Natürlich arbeite ich in Einzelarbeit auch als Paartherapeut, meistens auf einer eher kognitiven Ebene. In letzter Vergangenheit hat es sich für mich aber gezeigt, dass es ab und an gut ist, die Ebenen zu wechseln. Vom Denken ins Fühlen zu kommen. Und dafür eignen sich Systemaufstellungen mehr als gut. Wie kann so etwas dann konkret aussehen?
Ein Paar stellt seine Beziehung in den Raum
Gerade bei Paaraufstellungen habe ich ein spezielles Format. Es ist schön, wenn beide Partner an so einem Samstag anwesend sind. Die brauchen auch nichts zu erzählen, was sie derzeit persönlich und in der Beziehung so umtreibt. Jeder der beiden Partner wählt dann für den anderen einen Stellvertreter aus. Und stellt ihn in den Raum. Und zu Dritt schauen wir dann interessiert auf das, was sich vor uns im Raum entwickelt. Meistens dauert es nicht lang, bis sich Bewegung im Bild zeigt. Das Paar begegnet sich durch die Stellvertreter.
Sehr schnell merken wir dann, ob etwas fehlt. Oder ob es wirklich um den aktuellen Konflikt geht. Was könnte denn fehlen? Meistens sind es Verletzungen aus der eigenen Biographie, also aus der eigenen Kindheit und aus dem eigenen Jugendalter. Ich habe etwas nicht bekommen, oder wurde durch jemanden verletzt – mein Selbstwert wurde beschädigt. Es entstand eine psychische Wunde, die immer noch existiert und in mir weiterlebt. Aber meistens nichts mit dem aktuellen Partner zu tun hat. Sondern nur mit mir. Pech für den Partner: Er tappt in Beziehungsfettnäpfchen, von denen er nichts ahnt. Ich selbst vielleicht nichts ahne. Und daran entzündet sich dann ein aktueller Paarkonflikt.
Meine Erfahrung in Aufstellungen und als Paartherapeut: 90 Prozent aller Paarkonflikte haben nichts mit der aktuellen Paarsituation zu tun. Sondern mit meiner eigenen Vergangenheit. Und schon diese Erkenntnis kann Entspannung in das Paarleben der Jetztzeit bringen.