Ich erlebe es in Familienaufstellungen öfters als in Organisationsaufstellungen: Die Teilnehmer werden manchmal von diffusen Beschwerden angetrieben, von der Möglichkeit einer Familienaufstellung angezogen, kommen aber in der Beschreibung ihres Problems nicht so richtig auf den Punkt und haben sehr viele Theorien drumherum. Beliebte Methode dann: Ich erzähle viel und übergebe dann das gesamte Paket dem Aufstellungsleiter mit der impliziten Aufforderung “Mach Du jetzt was draus”. Das ist dann für mich in etwa so, wie wenn ich mein Auto bei der Werkstatt abgebe. Aber so funktioniert die Seele nicht.
Provokativ gesagt – wenn ich es nicht schaffe, das, was mich bedrückt, in 5 Sätzen auf den Punkt zu bringen, habe ich kein Problem, ich bin dann am Klagen. Einer meiner Lehrer – Steve de Shazer – unterteilte Klienten in 3 Gruppen: Besucher, Klagende und Klienten. Besucher schauen vorbei, um “Hallo” zu sagen. Klagende schauen vorbei, um Klagen loszuwerden, meistens jahrelang diesselben. Und Klienten wollen arbeiten und lösen.
Wie schaffe ich es, in 5 Sätzen auf den Punkt zu kommen?
Etwas, was mich bedrückt, in 5 Sätzen zu beschreiben, setzt voraus, dass ich mich intensiv damit auseinander gesetzt habe, nach dem Motto “Was ist denn nun wirklich mein Problem”, “Wo belastet es mich am meisten” oder “Was tut mir am meisten weh”? 5 Sätze sind für mich eine Verdichtung auf das Wesentliche. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich auf der schwäbischen Alb geboren bin 🙂
Unter anderem aus diesem Grund habe ich einen Fragebogen entwickelt, den jeder vorab vor seiner Aufstellung von mir zugeschickt bekommt. Damit er es schafft, sich zu präzisieren, Daten und Fakten zu sammeln und dann auch parat zu haben. Und manchmal ist diese Vorbereitung auf eine Familienaufstellung dann schon die halbe Miete, weil in der Beschäftigung mit sich und seiner Biografie unwahrscheinlich viel Erkenntnis drin steckt…